Achtsamkeit
Restful Awareness

Bewusstsein

Achtsamkeit in drei Phasen

Drei Wege, Achtsamkeit im Alltag zu üben

Einblick in die Achtsamkeit

Drei Wege der Achtsamkeit

Achtsamkeit wird oft als ein Werkzeug zur Beruhigung des Geistes oder zur Verbesserung der Konzentration beschrieben, doch in ihrem Kern ist sie ein Tor zu etwas weitaus Tieferem: der direkten Erkenntnis von Präsenz, von Bewusstsein selbst. Wenn wir davon sprechen, Achtsamkeit in unser tägliches Leben zu integrieren, können wir sie in drei verschiedene, aber miteinander verbundene Herangehensweisen unterteilen. Jede dieser Herangehensweisen öffnet eine andere Dimension des Bewusstseins und offenbart ein tieferes Verständnis dessen, was es bedeutet, wirklich gegenwärtig zu sein.

1. Handlungsbezogene Achtsamkeit: Die Gleichheitsperspektive

Der erste Weg, Achtsamkeit zu praktizieren, ist das, was wir handlungsbezogene Achtsamkeit nennen können. Diese Form der Praxis findet während unserer alltäglichen Handlungen statt – beim Gehen, Sprechen, Zuhören, Geschirrspülen, Arbeiten oder einfach beim Atmen. Es geht nicht darum, unsere Handlungen zu kontrollieren oder sie als gut oder schlecht zu bewerten. Stattdessen geht es darum, zu wissen, dass wir sie tun – gegenwärtig zu sein mit dem, was geschieht, ohne Gedanken oder Etiketten hinzuzufügen.

Dieser Modus wurzelt in dem, was wir die Gleichheitsperspektive nennen könnten. In ihr unterteilen wir unsere Erfahrung nicht in „wichtig“ und „unwichtig“, „heilig“ und „alltäglich“. Alles, was wir erfahren, wird in gleicher Weise im Bewusstsein gehalten. Ob wir still sitzen oder im Stau stehen, die Praxis besteht einfach darin, zu erkennen: „Ich sitze.“ „Ich fahre.“ „Ich gehe.“ Das ist kein inneres Wiederholen von Worten, sondern ein stilles Erkennen dessen, was geschieht – ohne Vorlieben, ohne Festhalten, ohne Ablehnung.

Indem wir Achtsamkeit auf diese Weise üben, verstricken wir uns weniger im Strom der Gedanken, der uns normalerweise von der unmittelbaren Erfahrung ablenkt. Wir lernen, alles so zu sehen, wie es ist, ohne mentale Verzierung. Wir bleiben gegenwärtig, ohne etwas reparieren, vermeiden oder verändern zu müssen.

Achtsamkeitsübung:

Während du gehst, sprichst oder irgendeine Aufgabe verrichtest, lenke deine Aufmerksamkeit sanft auf die Tatsache, dass gerade eine Handlung geschieht. Analysiere sie nicht – bemerke einfach: „Gehen geschieht.“ „Sprechen geschieht.“ Lass dein Gewahrsein offen, weit und neutral sein. Halte alle Handlungen im gleichen Licht, ohne Vorzug. Wenn dein Geist abschweift, kehre sanft zur Wahrnehmung der Handlung selbst zurück.

Achtsamkeit in drei Phasen
2. Im Gewahrsein Ruhen: Die Rückkehr nach Hause

Der zweite Ansatz zeigt sich in jenen stillen Momenten, in denen wir gerade nichts tun – in Momenten der Ruhe, wenn keine Aktivität stattfindet. Diese Pausen im Alltag sind kostbare Gelegenheiten. Anstatt sie mit Ablenkungen zu füllen, können wir sie nutzen, um uns nach innen zu wenden und im Erkennen des reinen Gewahrseins zu ruhen.

Hier richtet sich die Achtsamkeit nicht auf ein Objekt oder eine Tätigkeit. Stattdessen geht es um das einfache Erkennen, dass Gewahrsein da ist – unveränderlich, offen, lebendig. Wir konzentrieren uns nicht auf Gedanken, Empfindungen oder Ereignisse. Wir sind uns einfach bewusst, dass wir bewusst sind. In diesen Momenten lassen wir das Tun los und erlauben uns einfach zu sein.

Diese Form der Achtsamkeit ist tief erholsam. Sie fühlt sich an wie eine Rückkehr nach Hause – wie das Ankommen in einem weiten, offenen Raum, der schon immer da war. Es braucht nichts hinzugefügt oder entfernt zu werden. Das Gewahrsein muss nicht aufrechterhalten werden – es ist bereits präsent. Wir müssen es nur erkennen.

Je öfter wir uns erlauben, in diesem Erkennen zu ruhen, desto vertrauter wird es. Mit der Zeit beginnt dieser Hintergrund der Stille sich auch während der Aktivität zu zeigen.

Achtsamkeitsübung:

Nimm dir ein paar Minuten Zeit, um still zu sitzen oder zu liegen. Lass alle Anstrengung los. Versuche nicht zu meditieren oder dich zu konzentrieren. Erkenne einfach, dass du gewahr bist. Verweile bei dieser Erkenntnis – „Gewahrsein ist da.“ Lass deinen Atem natürlich fließen und folge keinen Gedanken. Wann immer etwas auftaucht – ein Geräusch, ein Gedanke, eine Empfindung – nimm es kurz wahr und kehre dann zurück zu der wissenden Präsenz dahinter. Ruhe dort, ohne etwas festhalten zu wollen.

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3. Das Erkennen von Gewahrsein innerhalb der Aktivität

Der dritte und zugleich verfeinerteste Ansatz besteht darin, das unveränderliche Gewahrsein auch während der Aktivität zu erkennen. Dies unterscheidet sich davon, einfach nur aufmerksam zu sein auf das, was wir tun. Statt der Aktivität zu folgen, erkennen wir, dass wir das Gewahrsein sind, in dem die Aktivität erscheint.

Auf diese Weise nutzen wir Achtsamkeit nicht nur, um die Aktivität zu bemerken – wir nutzen sie, um das zu bemerken, was immer da ist. Gedanken, Emotionen und Bewegungen kommen und gehen. Aber das Gewahrsein selbst kommt und geht nicht. Es beginnt nicht mit einer Handlung und endet nicht mit einem Gedanken. Es ist der unveränderliche Hintergrund hinter allen Erfahrungen.

Diese Form der Achtsamkeit bedeutet, dass wir nicht mehr nur die Aktivität beobachten. Wir sind uns bewusst aus dem Raum heraus, der sich nie verändert. Dieser Raum ist leer, aber lebendig. Er hat keine Form, und doch ist er eindeutig hier. Auch wenn wir ihn nicht greifen oder definieren können, erkennen wir ihn dadurch, dass wir er sind.

Dies ist die subtilste und befreiendste Form der Achtsamkeit. Sie befreit uns davon, uns mit dem wandelbaren Strom von Erfahrungen zu identifizieren. Wir bleiben verwurzelt in dem, was unveränderlich ist, selbst während sich alles andere um uns herum bewegt.

Achtsame Übung

Während du deinen Alltag lebst, halte für einen Moment mitten in einer Aktivität inne – sei es beim Gehen, Sprechen oder Arbeiten – und frage dich still: „Was ist sich dessen bewusst?“ Richte deine Aufmerksamkeit weg von der Aktivität und hin auf den Hintergrund des Gewahrseins, in dem die Aktivität erscheint. Nimm wahr, dass dieses Gewahrsein sich nicht verändert, selbst wenn alles andere in Bewegung ist. Erkenne: Dieses Gewahrsein ist immer da. Spüre die Stille hinter dem Tun, und bleibe sanft darin verankert, selbst während das Leben weiterfließt.

Erweiterte Übung

Während du deinen täglichen Aktivitäten nachgehst – Gehen, Sprechen, Zuhören, Arbeiten – halte innerlich inne und richte deine Aufmerksamkeit sanft auf das, was immer gegenwärtig ist. Beginne damit, wahrzunehmen, wie sich alles um dich herum ständig verändert: die Bewegung deines Körpers, der Klang deiner Stimme, die wechselnden Gedanken in deinem Geist, die Emotionen, die aufsteigen und wieder vergehen.

Frage dich nun:

„Was ist es, das all dies weiß?“

Was ist es, das sich des Gehens bewusst ist, des Sprechens, dieser Gedanken und Empfindungen?

Lass deine Aufmerksamkeit nicht auf der sich verändernden Aktivität ruhen, sondern auf dem Wissen darum – auf der einfachen Tatsache, dass Gewahrsein durchgehend vorhanden ist.

Erkenne, dass dieses Gewahrsein nicht kommt und geht.

Es bewegt sich nicht mit deinem Körper und wechselt nicht mit deinen Gedanken.

Es ist der stille, offene Hintergrund, in dem alle Aktivität erscheint und wieder verschwindet.

Es war schon da, bevor die Handlung begann, und bleibt bestehen, nachdem sie endet.

Während du gehst, sprichst oder zuhörst, lasse einen Teil deiner Aufmerksamkeit in dieser unveränderlichen Präsenz ruhen. Spüre den Unterschied: Der Körper bewegt sich, die Worte verändern sich, die Gedanken fließen – doch das Gewahrsein von alldem bleibt stabil, konstant, unfassbar und dennoch eindeutig hier.

Bleibe verankert in dem, was sich nicht verändert, selbst wenn alles andere fließt. Lass die Aktivität kommen und gehen wie Wellen an der Oberfläche, während du still in der Tiefe ruhst.

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Wann und wie man übt

Diese drei Herangehensweisen sind keine Stufen auf einer Leiter, sondern verschiedene Türen, die in denselben Raum führen. Je nach Situation wirst du vielleicht ganz natürlich zwischen ihnen wechseln.

Wenn du gehst oder arbeitest, ist der erste Modus – achtsames Handeln – zugänglich. Wenn du einen Moment der Ruhe hast, etwa wenn du allein sitzt oder still wartest, kannst du den zweiten Modus – das Ruhen in Gewahrsein – üben. Und je tiefer dein Vertrautsein mit dem Gewahrsein wird, desto natürlicher kann sich der dritte Modus – das Erkennen des Gewahrseins innerhalb der Aktivität – entfalten.

Der Schlüssel ist, keinen dieser Zustände zu erzwingen. Stattdessen lasse sie von selbst entstehen und sich setzen. Vertraue darauf, dass das Gewahrsein immer hier ist – bereit, erkannt zu werden.

Schlussfolgerung

In unserem Alltag kann Achtsamkeit eine kraftvolle Brücke zum immer gegenwärtigen Gewahrsein in uns sein. Ob wir uns bewegen oder still sind, ob wir beschäftigt oder ruhend sind – wir sind stets gehalten im weiten Raum der Präsenz. Indem wir diese drei Modi praktizieren – Achtsamkeit der Aktivität, Ruhen im Gewahrsein und Erkennen des Gewahrseins in der Aktivität – vertiefen wir unsere Verbindung zu dem, was wirklich, beständig und frei ist.

Mit der Zeit erkennen wir, dass Achtsamkeit nicht etwas ist, das wir tun – sondern etwas, das wir sind. Und darin liegt ein tiefer Frieden.

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🌿 1. Aktivitätsbasierte achtsame Wahrnehmung

🌿 2. Achtsamkeit basierend auf Bewusstsein

🌿 3. Einheit von Aktivität und Bewusstsein

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